4.
Wie sind also sie Christen, wenn sie doch keine Christen, sondern Ariomaniten1 sind? Oder wie gehören die zur katholischen Kirche, die den katholischen Glauben abgeschüttelt und schlimme Neuerungen ausgeheckt haben, welche die Aussprüche der göttlichen Schriften S. 22 unbeachtet lassen, dafür aber die Thalien des Arius eine neue Weisheit nennen? Mit Recht reden sie von einer neuen Weisheit, verkünden sie ja doch eine neue Irrlehre. Schon viele haben zum Alten und Neuen Testament zahlreiche Kommentare und unzählige Homilien geschrieben, aber bei keinem, auch bei keinen ernsthaften Heiden findet sich eine Thalia, sondern nur bei solchen, die derartiges beim Trinkgelage unter Lärm und Spott zum Zeitvertreib singen, um andere zum Lachen zu reizen. Und daher muß man sich wundern, daß der sonderbare Arius nichts Würdiges zum Vorbild nahm, sondern, ohne zu wissen, was sich schon überhaupt für gesetzte Leute2 schickt, auch noch die Hauptsache3 den andern Irrlehren abstahl und bloß der Possenreißerei des Sotades nacheiferte. Denn was hätte er anderes tun sollen, wenn er gegen den Heiland einen Tanz aufführen wollte, als seine erbärmlichen, gottlosen Reden in regel- und kraftlose Weisen zu kleiden, damit, wie die Weisheit4 sagt: „Vom Ausgang der Rede wird der Mann erkannt werden“, so aus jenen das Unmännliche der Seele und die verdorbene Gesinnung des Verfassers erkannt würde? Und es blieb ja wirklich auch der Hinterlistige nicht verborgen, sondern wie oft er sich auch, der Schlange gleich, auf- und abwärts wand, er ist doch in den Irrtum der Pharisäer gefallen. Denn wie jene, die am Gesetz vorbeikommen wollten, sich gaben, als beobachteten sie die Worte des Gesetzes, und sie, die den erwarteten und erschienenen Herrn nicht anerkennen wollten, sich stellten, als nenneten sie ihn Gott, aber als Lästerer sich verrieten, wenn sie sagten: „Warum machst Du Dich, der Du doch ein Mensch bist, zu Gott und sagst: ich und der Vater sind eins“5, so stellt sich auch der Betrüger und Sotadaer Arius, als rede er von Gott, indem er auf die Aussagen der Schrift sich beruft, wird aber auf allen Seiten überführt als der gottlose Arius, der den Sohn leugnet und ihn unter die Geschöpfe zählt. S. 23
