6.
Wieder wagte er zu behaupten, daß das Wort auch nicht wahrer Gott sei. Wenn es aber auch Gott genannt werde, so sei es doch nicht wahrer Gott, sondern durch die Teilnahme an der Gnade werde es auch wie alle andern bloß dem Namen nach Gott genannt. Und da alle dem Wesen nach Gott fremd und unähnlich seien, so sei auch das Wort in allem dem Wesen und der Eigentümlichkeit des Vaters fremd und unähnlich; es gehöre vielmehr zu den gewordenen und geschaffenen Wesen und sei eins von ihnen.
Mit diesen Behauptungen schrieb er, wie wenn er dem Teufel in seiner Verwegenheit hätte folgen wollen, in seiner Thalia nieder, daß also auch dem Sohn der Vater unsichtbar sei, und es könne das Wort seinen Vater weder sehen noch auch genau und vollkommen erkennen, aber auch, was es erkenne und sehe, wisse und sehe S. 25 es nur in dem ihm entsprechenden Maße, wie auch wir nur nach dem Maße eigener Kraft erkennen. Denn auch der Sohn, sagt er, kenne nicht nur den Vater nicht genau — denn es fehle ihm das Vermögen, ihn zu erfassen1 —, sondern es erkenne der Sohn nicht einmal sein eigenes Wesen, weil die Wesenheiten des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes der Natur nach geteilt, gesondert, getrennt, gegenseitig sich fremd seien und in keiner Gemeinschaft miteinander stehen, und, wie er selbst sagte, dem Wesen wie der Herrlichkeit nach von einander durchaus unendlich verschieden seien. Das Wort nun, sagt er, stehe in Bezug auf die Ähnlichkeit der Herrlichkeit und des Wesens beiden, dem Vater wie dem Hl. Geiste, ganz ferne. In solchen Worten also drückte der Gottlose sich aus und behauptet, daß der Sohn für sich gesondert sei und mit dem Vater in gar keiner Gemeinschaft stehe. — Das sind Auszüge aus den Hirngespinsten, die in der lächerlichen Schrift des Arius sich finden.
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καταλαβεῖν = eine „begriffliche Vorstellung [von ihm] haben“ ist ein von den Stoikern geprägter Ausdruck. ↩
