2.
Du nun, Geliebter und wahrhaft Ersehntester, hast der Ueberlieferung der Kirche und der Religion Christi ganz entsprechend gehandelt, da du diese Leute widerlegtest, ermahntest und zurecht wiesest. Weil sie aber auf Antrieb ihres Vaters, des Teufels, es nicht erkannt und nicht eingesehen haben, sondern wie geschrieben steht1, im Finstern wandeln; so sollen sie von deiner Frömmigkeit lernen, daß ihre verkehrte Ansicht die des Valentinus, Marcion und Manichäus sey, von welchen die Einen anstatt der Wahrheit bloßen Schein einführten, die Andern aber das Untheilbare theilten, und folgende Schriftstelle läugneten.2 „Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt." Warum erben sie also, da sie dasselbe, wie jene denken, nicht auch ihre Namen? Denn es ist billig, daß sie auch die Namen derjenigen haben, deren schlechte Ansicht sie behaupten, so daß sie künftighin Valentinianer, Marcionisten und Manichäer genannt werden. Denn vielleicht werden sie sich wenigstens dieser berüchtigten Namen schämen, und einzusehen vermögen, in welchen Abgrund der Gottlosigkeit sie gerathen sind. Es wäre zwar gerecht gewesen, ihnen nichts mehr zu antworten, nach der Ermahnung des Apostels:3 „Einen ketzerischen Menschen meide, wenn du ihn ein und das anderemal zurecht gewiesen hast, überzeugt, daß ein solcher verkehrt ist, und sündiget, so daß er sich selbst S. 159 verurtheilet;" zumal, da auch der Prophet von solchen sagt:4 „Der Thor wird Thorheit reden, und sein Herz wird Eitles denken." Allein weil auch sie, nach dem Beispiele ihres Führers, wie Löwen umher gehen und suchen, wen sie von den Unbehutsamen verschlingen, darum wurde es für uns nothwendig, deiner Frömmigkeit entgegen zu schreiben, damit die Brüder, durch deine Mahnung abermals unterwiesen, immer mehr und mehr die Nichtigkeit des Geschwätzes jener Menschen einsehen.
