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Dieses also ist, wie wir oben bemerkt haben, der Unsinn und die Verwegenheit jener Menschen. Unser Glaube aber ist der richtige, er ist aus der Lehre der Apostel und der Ueberlieferung der Väter entnommen, und durch das Ansehen des neuen und des alten Testamentes bewährt. Die Propheten nämlich sagen:1 „Sende aus dein Wort und deine Wahrheit;„ und:2 „Sehet! eine Jungfrau wird empfangen, und einen Sohn gebären, und sie werden ihn Emmanuel nennen, das heißt in unserer Sprache, Gott mit uns.“ Was aber will dieses anders sagen, als daß Gott im Fleische geboren worden sey? Die Ueberlieferung der Apostel aber lehrt dasselbe, indem nämlich der selige Petrus spricht:3 „Da nun Christus im Fleische für uns gelitten hat;„ Paulus aber schreibt:4 „Und daß wir entgegenharren sollen der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Jesu Christi, welcher sich selbst für uns hingegeben hat, damit er uns erlösete von aller Sünde, und uns reinigte zu seinem eigenthümlichen Volke, welches eifrig in guten Werken wäre.“ Wie würde er sich nun für uns hingegeben haben, wenn er nicht Fleisch getragen hätte? Denn dadurch, daß er dieses darbrachte, gab er sich für uns hin, damit er in demselben den Tod erlitte, und so dem Teufel, der des Todes Gewalt hatte, die Macht nähme.5 Daher danken wir auch immer im Namen Jesu Christi, und verschmähen die Gnade nicht, die uns durch ihn zu Theil geworden ist. Denn die Erscheinung des S. 164 Heilandes im Fleische war das Lösegeld für den Tod und die Erlösung der ganzen Schöpfung. Demnach, Geliebtester und Ersehntester! sollen diejenigen, welche den Herrn lieben, durch das Gesagte erinnert, diejenigen aber, welche den Judas nachahmen, und den Herrn verlassen, um dem Kaiphas zu folgen, daraus eines bessern belehrt werden, wenn sie je wollen, und sich je schämen. Sie sollen also wissen, daß wir, wenn wir den Herrn im Fleische anbeten, kein Geschöpf anbeten, sondern den Schöpfer, welcher den geschaffenen Leib angezogen hat, wie wir oben gesagt haben.
