4.
Nicht also die Thaten des Athanasius, sondern ihre eigenen sind geeignet, Thränen und Wehklagen hervorzurufen. Mit Recht möchte man also vielmehr über sie weinen. Denn über sie muß man Thränen vergießen, da ja geschrieben steht: „Weinet nicht über den Todten und erhebet keine Wehklage um ihn. Vergießet Thränen über den, der fortzieht, weil er nicht mehr zurückkehren wird.“1 Denn ihr ganzer Brief ist auf nichts Anderes als auf den Tod gerichtet, und sie gehen darauf aus, zu morden, wenn ihnen nachgegeben wird, und in die Verbannung zu schicken. Denn es wurde ihnen vom gottesfürchtigen Vater der Kaiser nachgegeben, der ihren Groll statt mit Hinrichtung durch Veränderung des Aufenthaltsortes befriedigte. Wir glauben nun, es werde euer Gewissen in Christus begreifen, daß diese Thaten nicht einmal für einfache Christen, ja kaum für Heiden, am allerwenigsten aber für Bischöfe sich geziemen, von denen man voraussetzt, daß sie Andere zur Gerechtigkeit anleiten. Denn wenn sie Andere von Anklägereien abzuhalten suchen, warum treten sie selbst als Ankläger und sogar vor Kaisern auf? Warum geben sie sich, da sie Mitleid mit dem Unglück lehren, nicht einmal nach unserer Verbannung zufrieden? Denn als gemeinsam erachteten wir Bischöfe die Verbannung, und Alle glaubten wir verbannt und jetzt mit Athanasius der Heimath zurückgegeben und statt der früheren Thränen und Klagen jetzt in die höchste Freude und Glückseligkeit versetzt zu sein, die der Herr erhalten und durch die Anhänger des Eusebius nicht möge vernichten lassen. Das würde selbst dann einen Tadel S. 57 verdienen, wenn ihre Anschuldigungen gegen ihn wahr wären, weil sie im Widerspruch mit dem Gebote des Christenthums auch nach den Leiden der Verbannung neuerdings auf ihn losgehen und Anklagen auf Mordthaten, Todschläge und andere Vergehen erheben und damit in feindseliger Gesinnung gegen die Bischöfe die Ohren der Kaiser umtönen. Wenn sie aber durchweg lügen und durchweg Ränke schmieden und keine Wahrheit in ihrem Munde noch in ihren Schriften ist, wie weit verzweigt ist ihre Bosheit? Oder was müßt ihr von diesen Menschen halten? Wollen wir nunmehr an die Sache selbst gehen und uns mit ihren gegenwärtigen Anklagen befassen. Denn wir werden hieraus nachweisen, daß auch das, was sie früher als Synodalbeschluß verbreiteten, nicht in der rechten Weise zu Stande gekommen sei, ja sogar nicht einmal richtig dargestellt werde, und sie werden auch hierin wieder sich verurtheilt sehen.
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Jerem. 22, 10. ↩
