4. Die Ausstattung des Menschen zeigt durchgängig seine Herrschermacht.
Gleichwie nämlich in diesem Leben von den Künstlern das Werkzeug dem Gebrauch entsprechend geformt wird, so hat als ein zur Herrscherthätigkeit taugliches Rüstzeug der höchste Künstler unsere Natur geschaffen, indem er durch die Vorzüge an der Seele und sogar durch die Gestalt des Leibes es derartig ausstattete, daß es tauglich ist zur Herrschaft. Denn die Seele zeigt ihre von der gemeinen Niedrigkeit geschiedene königliche Würde und Erhabenheit sogleich darin, daß sie unabhängig ist und selbständig, nach eigenen Entschlüssen selbstmächtig waltend. Denn wessen sonst ist Dieß und nicht eines Königs? Und noch dazu die Ebenbildlichkeit mit der über Alles herrschenden Natur besteht in nichts Anderem, als daß unsere Natur sogleich als Königin geschaffen wurde. Denn wie nach menschlichem Brauch die Verfertiger der Fürsten-Bilder sowohl den Charakter der Gestalt nachahmen als auch durch den Umwurf des Purpurs die königliche Würde mit andeuten und gewöhnlich auch das Bild König genannt wird, so ward auch die menschliche Natur, da sie zur Herrschaft über das Andere ausgestattet wurde, durch ihre Ähnlichkeit mit dem König des Alls, als ein lebendiges Bild aufgestellt, das mit dem Urbild sowohl die Würde als den Namen gemein hat. Zwar trägt sie keinen Purpur, noch deutet sie durch Scepter und Diadem ihre Würde an (auch das Urbild hat ja das nicht), aber statt S. 219 des Purpurs ist sie mit der Tugend bekleidet, was wohl von allen Gewändern das königlichste ist, statt des Scepters stützt sie sich auf die Seligkeit der Unsterblichkeit, und statt des königlichen Diadems ist sie mit der Krone der Gerechtigkeit geschmückt. So zeigt sie sich durchaus in der Würde des Königthums, als genaue Nachahmung der urbildlichen Schönheit.
