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Homilien über die Bildsäulen (BKV)
1.
Habt ihr die apostolische Stimme, die Posaune vom Himmel, die geistliche Lyra gehört? Denn wie eine Posaune mit furchtbarem und kriegerischem Schalle, schlägt sie die Feinde zu Boden und richtet den gesunkenen Muth der Ihrigen auf, erfüllet die Achtsamen mit starker Zuversicht und macht sie dem Teufel unüberwindlich; und indem sie hinwieder gleich einer Lyra die Seele reichlich anregt und ergötzt, stillt sie das Leid der unordentlichen Gedanken und bringt uns nebst dem Vergnügen reichen Gewinn. Habt ihr also vernommen, über wie viele und gewichtige Dinge Paulus heute zu Timotheus redet? Denn über die Händeauflegung schreibt er an ihn mit den Worten: „Die Hände lege Niemanden voreilig auf und mache dich nicht fremder Sünden theilhaftig” 1 und stellt ihm die unerträgliche Gefahr solchen Vergehens dadurch vor Augen, daß er zeigt, wie für die von den Einen verübten Ungerechtigkeiten Andere die Strafe ausstehen werden in Gemeinschaft mit Jenen, weil sie durch die Händeauflegung der Bosheit die Gewalt verleihen. Dann sagt er weiter: „Genieße ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen Krankheiten willen.” 2 Auch von der Unterthänigkeit der Knechte und dem Wahnsinne der Geizigen und dem Übermuthe der Reichen und von vielem Andern hat er heute zu uns geredet. Da es nun unmöglich ist, Alles durchzugehen, so sagt, was wir von dem Angeführten vornehmen sollen, um darüber zu eurer Liebe zu sprechen! Denn wie auf einer Wiese sehe ich in dem verlesenen Abschnitte viele und mannigfaltige Blumen, sowohl viel Rosengebüsch als auch viele Veilchen und nicht S. 13 weniger Lilien; aber auch überall und reichlich ist die mannigfache Frucht des Geistes ausgestreut, und des Wohlgeruches ist viel; oder aber besser gesagt: Nicht nur eine Wiese, sondern auch ein Garten ist die Lesung der göttlichen Schriften. Denn diese Blumen haben nicht einen bloßen Wohlgeruch nur, sondern auch eine Frucht, welche die Seele zu nähren vermag. Was wollt ihr, daß wir euch heute von dem Angegebenen vorführen? Wollt ihr, daß wir Dasjenige, was von Allem das Geringste zu sein scheint, und was Jeder ohne weiters versteht, gegenwärtig behandeln? Mir ist das recht, und euch sagt es zu, wie ich wohl weiß. Was ist nun das Unerheblichste von Allem? Was Anderes, als was auch der Geringste für leicht verständlich erachtet und ohne Mühe nachspricht? Was ist nun das? „Genieße ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen Krankheiten willen.”
Wohlan denn, so laßt uns die ganze Unterredung auf diesen Spruch verwenden! Wir thun aber das nicht aus Ehrgeiz und nicht in der Absicht, um zu beweisen, was wir im Reden vermögen (denn was wir sagen, ist nicht das Unsere, sondern was die Gnade uns eingibt), sondern um die leichtsinnigen Zuhörer aufzuwecken und zu überzeugen, wie groß der Schatz der Schrift, und wie es nicht gerathen noch gefahrlos ist, darüber hinwegzulaufen. Denn wenn es sich zeigt, daß dieser schlichte und leichtverständliche Spruch, der den Meisten nichts Nothwendiges zu enthalten scheint, uns Gelegenheit zu großer Bereicherung bietet und eine Quelle der höchsten Weisheit wird: so werden diejenigen (Aussprüche der Schrift), welche die ihnen inwohnende Fülle von selber offenbaren, um soviel mehr die Achtsamen mit unzähligen Schätzen erfüllen. Laßt uns also auch über die scheinbar unwichtigen Stellen der Schrift nicht hinwegeilen; denn auch diese stammen aus der Gnade des Geistes. Des Geistes Gnade aber ist nie klein und gering, sondern groß und wunderbar und des reichen Spenders würdig. Hören wir also nicht nur so nebenbei darauf, weil ja auch die Bearbeiter der Erze, wenn sie diese in den Schmelzofen werfen. S. 14 nicht nur die Klumpen Goldes aufheben, sondern auch die kleinen Stücklein mit Emsigkeit sammeln. Da nun auch wir Gold kochen, das wir aus dem apostolischen Bergwerk entnehmen, aber es nicht in einen Schmelzofen werfen, sondern in das Verständniß eurer Seele hineinlegen, und nicht eine (irdische) Flamme entzünden, sondern das Feuer des Geistes anfachen: so laßt uns mit großer Sorgfalt auch die kleinen Körnchen sammeln. Denn obschon der Spruch kurz ist, so hat er doch eine gewaltige Kraft. Es besteht ja auch der den Perlen eigene Werth nicht in der Masse des Stoffes, sondern im Wesen ihrer Schönheit. So verhält es sich auch mit der Lesung der göttlichen Schriften. Denn die Unterweisung der Welt macht sich zwar oft mit eitlen Possen zu schaffen und schickt die Zuhörer mit reichlichem Wortschwall übergossen, und ohne sie mit irgend etwas Gutem, sei es groß oder klein, befruchtet zu haben, mit leeren Händen von dannen; aber die Gnade des Geistes nicht also; sondern ganz im Gegentheil bietet sie durch geringe Worte Allen, die darauf Acht haben, Weisheit, und oft reicht es hin, nur einen Spruch von hier mitzunehmen, um daran eine Zehrung für das ganze Leben zu haben.
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Homilies of St. John Chrysostom
2.
Since then it is impossible to go through every part, what part of the words rehearsed would you have us select for the subject of our address to your charity? 1 For as in a meadow, I perceive in what has been read a great diversity of flowers; a multiplicity of roses and violets, and of lilies not a few; and everywhere the various and copious fruit of the Spirit is scattered around, as well as an abundant fragrance. Yea, rather the reading of the divine Scriptures is not a meadow only, but a paradise; for the flowers here have not a mere fragrance only, but fruit too, capable of nourishing the soul. What part then of the things rehearsed do you desire that we bring before you this day? Do you wish what seems the more insignificant, and easy for any one to understand, to be that which we should handle at present? To me, indeed, this seems proper, and I doubt not you will concur in this opinion. What then is this that might seem plainer than anything else? What but that, which seems so easy, and obvious for any one to say? Well! what is that? "Use a little wine for thy stomach's sake, and thine often infirmities." Well then, let us employ the whole of our discourse upon this subject; and this we would do, not for the love of praise, nor because we study to exhibit powers of oratory (for the things about to be spoken are not our own, but such as the grace of the Holy Spirit may inspire); but in order that we may stir up those hearers who are too listless, and may convince them of the greatness of the treasure of the holy Scriptures; and that it is neither safe, nor free from peril, to run through them hastily. For if indeed a text so simple and obvious as this one, which seems to the multitude to contain nothing that need be insisted on, should appear to afford us the means of abundant riches, and openings toward the highest wisdom, much rather will those others, which at once manifest their native wealth, satisfy those who attend to them with their infinite treasures. Assuredly then, we ought not hastily to pass by even those sentences of Scripture which are thought to be plain; for these also have proceeded from the grace of the Spirit; but this grace is never small, nor mean, but great and admirable, and worthy the munificence of the Giver.
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Gr., "unto your love," a title by which St. Chrysostom addresses his hearers as we say, "Your Grace," "Your Majesty." ↩