Edition
Masquer
Vita Malchi monachi captivi
II
[Adolescentulus morabatur in Syria Hieronymus.]
Maronias triginta fere milibus ab Antiochia, urbe Syriae, haud grandis ad orientem distat viculus. Hic post multos vel dominos vel patronos, dum ego adulescentulus morarer in Syria, ad papae Euagrii necessarii mei possessionem devolutus est. Quem idcirco nunc nominavi, ut ostenderem, unde nossem, quod scripturus sum.
Erat illic quidam senex nomine Malchus, quem nos Latine «regem» possumus dicere, Syrus natione et lingua, ut revera eiusdem loci indigena. Anus quoque in eius contubernio, valde decrepita et iam morti proxima, videbatur. Tam studiose ambo religiosi et sic ecclesiae limen terentes, ut Zachariam et Elisabeth de evangelio crederes - nisi quod Ioannes in medio non erat. De his cum curiose ab accolis quaererem, quaenam esset eorum copula, matrimonii, sanguinis an spiritus, omnes voce consona sanctos et deo placitos et mira nescioquae respondebant. Qua cupiditate illectus adorsus sum hominem et curiosius sciscitans rerum fidem haec ab eo accepi.
Traduction
Masquer
Leben und Gefangenschaft des Mönches Malchus (BKV)
2.
S. 74Maronia1 ist ein nicht gerade großer Ort, der ungefähr dreißigtausend Schritte von Antiochia, Syriens Hauptstadt, nach Osten zu entfernt liegt. Vielfach wechselte er seinen Besitzer und seinen Schutzherrn und gelangte, während ich als junger Mann mich in Syrien aufhielt2 , in den Besitz des Bischofs Evagrius3 , meines Freundes. Ihn habe ich erwähnt, um zu zeigen, wem ich die Kenntnis des zu behandelnden Stoffes zu verdanken habe. In diesem Orte lebte ein Greis, namens Malchus, welches Wort in unserer Muttersprache König bedeutet, ein Syrer der Abstammung und Sprache nach. Er gehörte zu den eingeborenen Bewohnern des Ortes. Ein altes Mütterlein, das überaus altersschwach und anscheinend dem Tode nahe war, teilte mit ihm die Behausung. Beide waren so gottesfürchtig und so eifrig im Besuche der Kirche, daß man sie für Zacharias und Elisabeth, von denen das Evangelium berichtet, hätte halten mögen, nur daß Johannes in ihrer Mitte fehlte. Als ich in meiner Neugier von den Umwohnern zu erfahren suchte, ob sie das Band der Ehe oder des Blutes oder der Geistesverwandtschaft eine, da antworteten alle übereinstimmend, daß es heilige und Gott wohlgefällige Personen seien, und noch manches andere erzählten sie, was gar wunderbar klang. In meiner Wißbegierde machte ich mich an den Mann heran, und bei näherem Eingehen auf den Sachverhalt erfuhr ich folgendes.
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Maronias [Ptol. V, 15, 18] ist eine Stadt der Landschaft Chalcidice nicht weit von den Quellen des Steppenflusses von Palmyra. ↩
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Um 374—379. ↩
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Evagrius von Antiochien. Er war von dem Bischof Paulinus von Ant. zum Bischof der Eustathianerpartei im meletianischen Schisma geweiht und hat das Leben dos hl. Antonius, welches vom hl. Athanasius verfaßt war, ins Lateinische übersetzt. ↩