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Trost der Philosophie (BKV)
IV.
Wer mit heiterem Sinn das Leben ordnet,
Wer das stolze Geschick sich zwingt zu Füßen,
Wer das wechselnde Glück mit festem Auge
So betrachtet, daß nie ihm zuckt die Wimper,
Den beugt nimmer die Wut, das Dräu'n des Meeres,
Das bis tief auf den Grund dieWoge aufwühlt,
Nie der Zorn des Vesuv, der immer neue
Schlote reißend im Bauch die Flamme wirbelt;
Der den ragenden Turm zermalmt, der Blitzstrahl
Selbst, er wird seinen Geist niemals erschüttern.
Und nun, Arme, bestaunt ihr feig Tyrannen,
Die mit wildem Sinn nur kraflos toben?
Banne Hoffnung und Furcht, im Augenblicke
Sinkt die Waffe des Zorns gelähmt darnieder.
Doch wer, bebend das Herz, ob zagt ob wünschet,
Nimmer steht er fest, ist nie sein eigen,
Feige warf er den Schild, verließ·die Reihe,
Knüpft die Fessel sich selbst, die ewig bindet.
IV. Empfindest du dies, sprach sie, dringt es in deinen Geist? Oder stellst du dich wie „der Esel zur Leier“? Warum strömen deine Tränen? „Sprich aus und verbirg es nicht im Geist.“ Wenn du Hilfe des Arztes erwartest, so offenbare deine Wunde. Da sammelte ich im Geiste alle meine Kräfte: Bedarf es jetzt noch der Ermahnung, tritt die Härte des Schicksals, das gegen mich wütet, nicht genugsam hervor? Erschüttert dich nicht schon der Anblick dieses Ortes? Ist das wohl jene Gelehrtenstube, die du dir als zuverläßlichsten Wohnsitz an unserem Herde selber erwählt hattest, in der du dich so oft bei mir niederließest und das Wissen von menschlichen und göttlichen Dingen mit mir erörtertest? War so meine Haltung, meine Miene, als ich mit dir der Natur Geheimnisse erforschte, als du die Bahnen der Gestirne mit dem Zirkel umschriebest, als du mein Wesen und den ganzen Plan meines Lebens nach dem Musterbilde einer höheren Ordnung formtest? Tragen wir nun solchen Lohn für unsern Gehorsam davon? Und du hast mit eignem Munde Platos Ausspruch bekräftigt; „Glücklich würden die Staaten sein, wenn die Philosophen sie lenkten, oder ihre Lenker sich der Philosophie befleißigten.“ Aus desselben Mannes Munde hast du erklärt, daß es zwingender Grund für die Weisen sei, die Staatsleitung zu ergreifen, damit sie nicht Schurken und Verbrechern das Steuer der Städte überlassen und dadurch den guten Bürgern Unheil und Verderben bereitet werde. S. 17 Diesem Geheiß bin ich gefolgt, und was ich von dir in abgeschiedener Muße gelernt hatte, habe ich in das Treiben der Staatsverwaltung zu übertragen gesucht. Du und Gott, der dich dem Geiste der Weisen gesellt hat, ihr seid mir Zeugen, daß ich mich zu keinem Amte bequemt habe, als das im gemeinsamen Interesse aller Guten lag. Daher jene schwere unversöhnliche Zwietracht mit den Unredlichen, daher - das danke ich der Freiheit des Gewissens – meine stete Nichtachtung bei den Mächtigen anzustoßen, wenn es galt das Rechte zu wahren. Wie oft bin ich Konigast entgegen getreten, wenn er gegen Schwache jeden Standes seine Angriffe richtete! Wie oft habe ich Trigguilla, den Vorsteher des königlichen Haushaltes, von eingeleiteter, schon fast vollendeter Rechtsverletzung abgehalten! Wie oft habe ich mein Ansehen für die Armen eingesetzt, die immer durch die nie bestrafte Habgier der Barbaren gequält wurden, und habe sie vor Gefahr beschützt! Nie hat mich jemand vom Recht zum Unrecht abgelenkt. Daß die Güter der Untertanen durch Räubereien der Privaten wie durch Steuern des Staates zu Grunde gerichtet wurden, habe ich ebenso, wie die es litten, mit Schmerz empfunden. Als zur Zeit schwerer Hungersnot ein harter, ja unausführbarer Aufkauf befohlen war, der die Provinz Campanien in Mangel gestürzt haben würde, nahm ich im Interesse des allgemeinen Nutzens den Kampf mit dem Präfekten des Prätoriums auf, stritt vor dem Ohr des Königs und setzte es durch, daß die Lieferung nicht eingetrieben wurde. Den Consular Paulinus, dessen Güter die Hunde des Palastes schon mit Hoffnungen und Intrigen verschlangen, habe ich aus ihrem schnappenden Rachen gerettet. Daß den Consul Albinus die Strafe aus der voraus entschiedenen Anklage nicht treffe, habe ich mich dem Haß des Anklägers Cyprianus ausgesetzt. Habe ich so nicht Feindschaft genug auf mich gehäuft? Aber bei den Andern hätte ich wohl sicherer sein sollen, ich, der ich mich bei den Höflingen aus Gerechtigkeitsliebe nie um meiner Sicherheit willen geschont habe.
Auf wessen Anzeige hin sind wir aber nun gestürzt? Einen Basilius, der längst aus dem königlichen Dienst weggejagt war, hat die Schuldenlast zur Anzeige unseres Namens getrieben. Dem Opilio und Gaudentius war wegen unzähliger verschlagener Betrügereien ein königliches Erkenntnis der Verbannung zugesprochen worden; als sie dann, nicht willens zu gehorchen, sich im Schutz heiliger Gebäude deckten, gab der König, als er dies erfuhr, den Befehl, wenn sie sich nicht innerhalb dieser Zeit aus der Stadt Ravenna entfernten, sollten sie an der Stirne gebrandmarkt und ausgetrieben werden. Glaubt man solcher Strenge noch etwas hinzufügen zu müssen? Doch etwas; an demselben Tage gaben dieselben Leute uns an, und die Anzeige unseres Namens wurde angenommen. Wie also? Haben das unsere Bestrebungen verdient? Oder hat jene die eben erfolgte Verurteilung zu glaubwürdigen S. 19 Anklägern umgeschaffen? So schämt sich Fortuna nicht nur nicht vor der angeklagten Unschuld, sondern auch nicht vor der Anklagenden Gemeinheit? Aber du fragst nach der Hauptsache, welchen Verbrechens wir angeklagt sind? Wir sollen die Rettung des Senates gewollt haben. Du wünschest zu wissen auf welche Art? Wir werden beschuldigt, den Angeber verhindert zu haben, Beweisstücke auszuliefern, durch die der Senat auf Majestätsbeleidigung angeklagt werden könnte. Wie entscheidest du nun, meine Lehrerin? Sollten wir das Verbrechen leugnen, um dir nicht zur Schande zu gereichen? Ja, ich habe es gewollt und werde niemals aufhören es zu wollen. Sollte ich gestehen? Aber die Bemühung den Angeber zu hindern hat aufgehört. Oder soll ich es ein Unrecht nennen, die Rettung jenes Standes gewünscht zu haben? Freilich, er hat es durch seine Beschlüsse über mich zustande gebracht, daß es jetzt ein Unrecht ist. Doch die sich stets selbst belügende Torheit kann die Verdienste der Tatsachen nicht verwandeln, und ich glaube nach Sokrates Entscheidung, daß es nicht erlaubt sei, weder die Wahrheit zu verhehlen, noch die Lüge zuzulassen. Doch sei es wie es sei, ich überlasse es deinem und aller Weisen Urteil es abzuschätzen. Auch habe ich den wahren Verlauf der Sache, damit er der Nachwelt nicht verborgen bleibe, der Feder und damit dem Gedächtnis vertraut.
Was soll ich nun von den gefälschten Briefen sagen, in denen ich, wie die Beschuldigung lautet, die römische Freiheit erhofft habe? Der Betrug würde offen zutage liegen, wenn ich mich des Bekenntnisses des Angebers selbst, das doch in allen Rechtssachen die höchste Kraft hat, hätte bedienen dürfen. Denn wo läßt sich noch ein Rest von Freiheit hoffen? O daß er sich doch ließe! Ich hätte mit dem Wort des Canius geantwortet, der, als er von Gajus Caesar, dem Sohn des Germanicus, beschuldigt wurde, Mitwisser einer Verschwörung zu sein, sagte: „Wenn ich darum gewußt hätte, so hättest du es nicht gewußt.“ So hat der Kummer unsere Sinne nicht abgestumpft, daß ich klagte, wenn die Gottlosen Freveltaten gegen die Tugend planen, aber darüber wundere ich mich sehr, daß sie ihr Streben erreicht haben. Denn das Schlechte zu wollen liegt vielleicht in unserer Schwäche, aber daß gerade die Frevler ihre Anschläge gegen die Unschuld unter Gottes Augen ausführen können, das ist etwas Ungeheuerliches. Darum hat einer deiner Vertrauten nicht mit Unrecht gefragt: „Gibt es einen Gott, woher das Übel? Gibt es keinen, woher das Gute“?
Aber es mag ja nur recht und billig sein, daß die Nichtswürdigen, die nach dem Blute aller Gutgesinnten und des ganzen Senates lechzten, auch unser Verderben, da sie uns als Vorkämpfer der Guten und des Senates sehen, begehrten. Aber haben wir auch dasselbe von den versammelten Vätern verdient? Du erinnerst dich, glaube ich, denn du hast ja gegenwärtig stets selber alles, was ich sagen und tun wollte, gelenkt, du erinnerst dich, sage S. 21 ich, als zu Verona der König, rachgierig nach dem Untergang aller, die Majestätsanklage gegen Albinus auf den ganzen Senat ausdehnen wollte, wie ich die Unschuld des Senates auf Gefahr meiner eigenen Sicherheit verteidigt habe. Du weißt, daß ich hiermit nur die Wahrheit verkünde und daß ich mich niemals mit Selbstlob gebrüstet habe. Denn das Geheimnis des Gewissens, das sich selber brüstet, vermindert sich gewissermaßen, so oft es durch Sehenlassen der Tat den Lohn des Ruhmes voraus nimmt. Aber welch ein Ausgang unserer Unschuld bereitet ist, siehst du. Statt der Belohnung wahrer Tugend erdulden wir die Strafe eines falschen Verbrechens, und hat wohl je das offene Bekenntnis irgend einer Untat die Richter so einmütig in Strenge gesehen, daß nicht einen der Gedanke an das Irren des menschlichen Geistes oder an das allen Sterblichen ungewisse Schicksalslos günstiggestimmt hätte? Hätte es geheißen, daß wir die heiligen Tempel in Brand stecken, daß wir die heiligen Priester mit dem Schwerte vertilgen, allen Guten den Tod bereiten wollten, so hätte doch nur den Anwesenden, nur den Bekennenden, Überführten der Richterspruch bestrafen dürfen. Nun werden wir aus einer Entfernung von etwa fünfzig Meilen stumm und unverteidigt wegen allzugroßen Eifers für den Senat zu Tod und Ächtung verdammt. O über sie, die es verdienten, daß niemand eines gleichen Verbrechens überwiesen werden könnte!
Den Wert dieser Beschuldigung sahen auch die Ankläger selbst, und um sie durch Beimischung irgend eines Frevels zu schminken, erlogen sie, daß ich mein Gewissen um Würden zu erschleichen mit einem Sakrileg befleckt habe. Und doch hattest du, die du mir eingepflanzt bist, alle Begier nach irdischen Dingen aus der Stätte unseres Geistes vertrieben, und unter deinen Augen war es nicht möglich, daß für ein Sakrileg ein Platz blieb. Denn du flößtest täglich meinenOhren und Gedanken jenes Pythagoreerwort ein: „Folge dem Gotte“. Und schlecht hätte gepaßt, daß ich, den du zu solcher Auszeichnung erhobst, ihn Gott ähnlich machtest, nach dem Schutz verworfener Geister haschen sollte. Außerdem verteidigen mich die unschuldige Heimlichkeit meines Hauses, der Kreis ehrenhaftester Freunde, ein Schwiegervater, heilig und verehrungswürdig, gleich wie du selbst gegen jeglichen Verdacht eines solchen Verbrechens. Aber o Frevel! Glaubwürdigkeit für ein solches Verbrechen schöpfen sie aus dir, und der Zauberei scheinen wir teilhaft zu sein gerade darum, weil wir mit deinen Lehren getränkt, in deinen Sitten unterrichtet sind. So ist es denn nicht genug, daß mir die Ehrfurcht, die dir gebührt, nichts genutzt hat, vielmehr wirst du noch durch den Angriff auf mich verletzt. Aber als Gipfel aller unserer Leiden kommt noch hinzu, daß die Menge in ihrer Schätzung nicht denVerdienst der Sache, sondern den Ausgang des Geschicks ins Auge faßt und nur das für vorgesehen hält, was das Glück auszeichnet. Daher rührt es, daß von allem zuerst der gute Ruf den S. 23 Unglücklichen verläßt. Ich mag gar nicht daran denken, welche leeren Gerüchte und wie mannigfache widersprechende Meinungen jetzt im Volke umlaufen mögen. Nur eins will ich sagen: Das ist die äußerste Bürde widrigen Schicksals: Wenn sich an die Unglücklichen eine Beschuldigung heftet, so müssen sie das, was sie erdulden, auch verdient haben. So habe ich aus meinen Gütern vertrieben, meiner Würden entkleidet, in meinem Rufe geschändet für Wohltat das Todesurteil davongetragen. Es scheint mir, ich sehe die verruchten Werkstätten der Frevler, wie es in ihnen wogt von Jubel und Freude, und wie sie ganz verderbt mit neuem Betrug nach Anklagen trachten. Die Guten liegen danieder, hingestreckt vom Schrecken über unsere Gefahr; die Verruchten spornt Straflosigkeit, jede Schandtat zu wagen, und Belohnung, sie zu vollführen; die Unschuldigen aber sind beraubt nicht nur der Sicherheit, nein, sogar der Verteidigung. Darum will ich aufschreien:
Edition
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Consolatio philosophiae
IV.
Quisquis composito serenus aevo
Fatum sub pedibus egit superbum
Fortunamque tuens utramque rectus
Invictum potuit tenere vultum,
Non illum rabies minaeque ponti
Versum funditus exagitantis aestum
Nec ruptis quotiens vagus caminis
Torquet fumificos Vesaevus ignes
Aut celsas soliti ferire turres
Ardentis via fulminis movebit.
Quid tantum miseri saevos tyrannos
Mirantur sine viribus furentes?
Nec speres aliquid nec extimescas,
Exarmaveris impotentis iram.
At quisquis trepidus pavet vel optat,
Quod non sit stabilis suique iuris,
Abiecit clipeum locoque motus
Nectit, qua valeat trahi, catenam.
[1] Sentisne, inquit, haec atque animo illabuntur tuo? An ὄνος λύρας? Quid fles, quid lacrimis manas? Ἐξαύδα, μὴ κεῦθε νόωι. Si operam medicantis exspectas, oportet vulnus detegas.
[2] Tum ego collecto in vires animo: Anne adhuc eget admonitione nec per se satis eminet fortunae in nos saevientis asperitas? Nihilne te ipsa loci facies movet? [3] Haecine est bibliotheca, quam certissimam tibi sedem nostris in laribus ipsa delegeras? In qua mecum saepe residens de humanarum divinarumque rerum scientia disserebas? [4] Talis habitus talisque vultus erat, cum tecum naturae secreta rimarer, cum mihi siderum vias radio describeres, cum mores nostros totiusque vitae rationem ad caelestis ordinis exempla formares? Haecine praemia referimus tibi obsequentes?
[5] Atqui tu hanc sententiam Platonis ore sanxisti: «Beatas fore res publicas, si eas vel studiosi sapientiae regerent vel earum rectores studere sapientiae contigisset.» [6] Tu eiusdem viri ore hanc sapientibus capessendae rei publicae necessariam causam esse monuisti, ne improbis flagitiosisque civibus urbium relicta gubernacula pestem bonis ac perniciem ferrent. [7] Hanc igitur auctoritatem S. 16 secutus, quod a te inter secreta otia didiceram, transferre in actum publicae administrationis optavi. [8] Tu mihi et, qui te sapientium mentibus inseruit, deus conscii nullum me ad magistratum nisi commune bonorum omnium studium detulisse. [9] Inde cum improbis graves inexorabilesque discordiae et, quod conscientiae libertas habet, pro tuendo iure spreta potentiorum semper offensio.
[10] Quotiens ego Conigastum in imbecilli cuiusque fortunas impetum facientem obvius excepi, quotiens Trigguillam regiae praepositum domus ab incepta, perpetrata iam prorsus iniuria deieci, quotiens miseros, quos infinitis calumniis impunita barbarorum semper avaritia vexabat, obiecta periculis auctoritate protexi! Numquam me ab iure ad iniurium quicquam detraxit. [11] Provincialium fortunas tum privatis rapinis tum publicis vectigalibus pessumdari non aliter quam qui patiebantur indolui. [12] Cum acerbae famis tempore gravis atque inexplicabilis indicta coemptio profligatura inopia Campaniam provinciam videretur, certamen adversum praefectum praetorii communis commodi ratione suscepi, rege cognoscente contendi et, ne coemptio exigeretur, evici. [13] Paulinum consularem virum, cuius opes Palatinae canes iam spe atque ambitione devorassent, ab ipsis hiantium faucibus traxi. [14] Ne Albinum consularem virum praeiudicatae accusationis poena corriperet, odiis me Cypriani delatoris opposui. [15] Satisne in me magnas videor exacerbasse discordias? Sed esse apud ceteros tutior debui, qui mihi amore iustitiae nihil apud aulicos, quo magis essem tutior, reservavi.
[16] Quibus autem deferentibus perculsi simus? Quorum Basilius olim regio ministerio depulsus in delationem nostri nominis alieni aeris necessitate compulsus est. [17] Opilionem vero atque Gaudentium cum ob innumeras multiplicesque fraudes ire in exsilium regia censura decrevisset cumque illi parere nolentes sacrarum sese aedium defensione tuerentur compertumque id regi foret, edixit, uti, ni intra praescriptum diem Ravenna urbe decederent, notas insigniti frontibus pellerentur. [18] Quid huic severitati posse astrui videtur? Atquin eo die deferentibus eisdem nominis nostri delatio suscepta est. [19] Quid igitur? Nostraene artes ita meruerunt? An illos accusatores iustos fecit praemissa S. 18 damnatio? Itane nihil fortunam puduit si minus accusatae innocentiae, at accusantium vilitas?
[20] At cuius criminis arguimur summam quaeres? Senatum dicimur salvum esse voluisse. [21] Modum desideras? Delatorem, ne documenta deferret, quibus senatum maiestatis reum faceret, impedisse criminamur. [22] Quid igitur, o magistra, censes? Infitiabimur crimen, ne tibi pudor simus? At volui nec umquam velle desistam. Fatebimur? [23] Sed impediendi delatoris opera cessavit. An optasse illius ordinis salutem nefas vocabo? Ille quidem suis de me decretis, uti hoc nefas esset, effecerat. [24] Sed sibi semper mentiens imprudentia rerum merita non potest immutare, nec mihi Socratico decreto fas esse arbitror vel occuluisse veritatem vel concessisse mendacium. [25] Verum id quoquo modo sit, tuo sapientiumque iudicio aestimandum relinquo. Cuius rei seriem atque veritatem, ne latere posteros queat, stilo etiam memoriaeque mandavi.
[26] Nam de compositis falso litteris, quibus libertatem arguor sperasse Romanam, quid attinet dicere? Quarum fraus aperta patuisset, si nobis ipsorum confessione delatorum, quod in omnibus negotiis maximas vires habet, uti licuisset. [27] Nam quae sperari reliqua libertas potest? Atque utinam posset ulla! Respondissem Canii verbo, qui cum a Gaio Caesare, Germanici filio, conscius contra se factae coniurationis fuisse diceretur: «Si ego, inquit, scissem, tu nescisses».
[28] Qua in re non ita sensus nostros maeror hebetavit, ut impios scelerata contra virtutem querar molitos, sed quae speraverint effecisse vehementer admiror. [29] Nam deteriora velle nostri fuerit fortasse defectus, posse contra innocentiam, quae sceleratus quisque conceperit, inspectante deo, monstri simile est. [30] Unde haud iniuria tuorum quidam familiarium quaesivit: «Si quidem deus», inquit, «est, unde mala? Bona vero unde, si non est?»
[31] Sed fas fuerit nefarios homines, qui bonorum omnium totiusque senatus sanguinem petunt, nos etiam, quos propugnare bonis senatuique viderant, perditum ire voluisse. [32] Sed num idem de patribus quoque merebamur? Meministi, ut opinor, quoniam me dicturum quid facturumve praesens semper ipsa dirigebas, S. 20 meministi, inquam, Veronae cum rex avidus exitii communis maiestatis crimen in Albinum delatae ad cunctum senatus ordinem transferre moliretur, universi innocentiam senatus quanta mei periculi securitate defenderim. [33] Scis me haec et vera proferre et in nulla umquam mei laude iactasse. Minuit enim quodam modo se probantis conscientiae secretum, quotiens ostentando quis factum recipit famae pretium. [34] Sed innocentiam nostram quis exceperit eventus, vides. Pro verae virtutis praemiis falsi sceleris poenas subimus. [35] Eccuius umquam facinoris manifesta confessio ita iudices habuit in severitate concordes, ut non aliquos vel ipse ingenii error humani vel fortunae condicio cunctis mortalibus incerta submitteret? [36] Si inflammare sacras aedes voluisse, si sacerdotes impio iugulare gladio, si bonis omnibus necem struxisse diceremur, praesentem tamen sententia, confessum tamen convictumve punisset. Nunc quingentis fere passuum milibus procul muti atque indefensi ob studium propensius in senatum morti proscriptionique damnamur; o meritos de simili crimine neminem posse convinci!
[37] Cuius dignitatem reatus ipsi etiam qui detulere viderunt; quam uti alicuius sceleris ammixtione fuscarent, ob ambitum dignitatis sacrilegio me conscientiam polluisse mentiti sunt. [38] Atqui et tu insita nobis omnem rerum mortalium cupidinem de nostri animi sede pellebas et sub tuis oculis sacrilegio locum esse fas non erat. Instillabas enim auribus cogitationibusque cotidie meis Pythagoricum illud ἕπου θεοῶι. [39] Nec conveniebat vilissimorum me spirituum praesidia captare, quem tu in hanc excellentiam componebas, ut consimilem deo faceres. [40] Praeterea penetral innocens domus, honestissimorum coetus amicorum, socer etiam sanctus et aeque ac tu ipsa reverendus ab omni nos huius criminis suspicione defendunt. [41] Sed, o nefas, illi vero de te tanti criminis fidem capiunt atque hoc ipso videbimur affines fuisse maleficio, quod tuis imbuti disciplinis, tuis instituti moribus sumus. [42] Ita non est satis nihil mihi tuam profuisse reverentiam, nisi ultro tu mea potius offensione lacereris.
[43] At vero hic etiam nostris malis cumulus accedit, quod existimatio plurimorum non rerum merita, sed fortunae spectat eventum eaque tantum iudicat esse provisa, quae felicitas commendaverit. Quo fit, ut existimatio bona prima omnium deserat infelices. [44] Qui nunc populi rumores, quam S. 22 dissonae multiplicesque sententiae, piget reminisci. Hoc tantum dixerim ultimam esse adversae fortunae sarcinam, quod, dum miseris aliquod crimen affingitur, quae perferunt, meruisse creduntur. [45] Et ego quidem bonis omnibus pulsus, dignitatibus exutus , existimatione foedatus ob beneficium supplicium tuli. [46] Videre autem videor nefarias sceleratorum officinas gaudio laetitiaque fluitantes, perditissimum quemque novis delationum fraudibus imminentem, iacere bonos nostri discriminis terrore prostratos, flagitiosum quemque ad audendum quidem facinus impunitate, ad efficiendum vero praemiis incitari, insontes autem non modo securitate, verum ipsa etiam defensione privatos. Itaque libet exclamare: