3.
Bezüglich der Tugend des Gehorsams, zu der ich große Liebe habe, die ich aber nicht zu üben verstand, bis diese Dienerinnen Gottes mich belehrten, könnte ich vieles erzählen, was ich an ihnen beobachtete; wenn ich wirklich Tugend hätte, könnte ich nicht in Unkenntnis darüber sein.
Eines fällt mir eben ein, das sich auf folgende Weise zutrug: Als wir eines Tages im Speisezimmer waren, setzte man uns Gurken vor; ich bekam eine sehr dünne, die inwendig faul war. Ohne etwas merken zu lassen, rief ich eine Schwester, die verständigste und fähigste unter ihnen, und sagte, um ihren Gehorsam zu prüfen, sie solle hingeben und jene Gurke in ein Gärtchen einsetzen, das wir besaßen. Auf ihre Frage, ob sie diese senkrecht oder quer einsetzen müsse, antwortete ich: Quer! Sie ging hin und setzte sie so, ohne auf den Gedanken zu kommen, daß diese notwendigerweise verdorren müsse. Weil der Gehorsam es forderte, unterwarf sie blindlings ihren natürlichen Verstand und glaubte, daß es so ganz recht sei. So trug sich auch zu, daß ich einer anderen sechs bis sieben Geschäfte befahl, die sich nicht wohl miteinander vereinen ließen, und doch nahm sie diese stillschweigend auf sich in der Meinung, sie alle verrichten zu können.
