4. Brief. — An Garcia de Toledo in Ávila
St. Joseph in Ávila, gegen Ende d. Jahres 1565
Sie schickt ihm das Buch des »Lebens«, um es durchzusehen und zu korrigieren und es dann an Magister Ávila zu senden.
Der Heilige Geist sei immer mit Euerer Gnaden! Amen.
Es wäre nicht unrecht, wenn ich schildern würde, was mich der Ihnen geleistete Dienst gekostet hat, um Sie zu verpflichten, mich recht eifrig unserem Herrn zu empfehlen; denn nachdem ich soviel ausgestanden, mich so beschrieben zu sehen und meine großen Armseligkeiten mir wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, hätte ich das Recht dazu. Dennoch kann ich in Wahrheit sagen, daß mir die Beschreibung der mir vom Herrn erwiesenen Gnaden schwerer gefallen ist als die Mitteilung der Beleidigungen, die ich Seiner Majestät zugefügt habe. Was Euere Gnaden mir befohlen, nämlich recht ausführlich zu sein, habe ich unter der Bedingung getan, daß Sie Ihr Versprechen halten und zerreißen werden, was Ihnen unrichtig erscheint. Ich hatte das Geschriebene noch nicht ganz durchgelesen, als Sie es schon abholen ließen. Es mag darum sein, daß manches vorkommt, was schlecht erklärt, anderes, was wiederholt gesagt ist; denn mir blieb immer so wenig Zeit, daß ich das, was ich schrieb, nicht mehr recht überlesen konnte. Deshalb bitte ich Euere Gnaden, Sie möchten verbessern, was zu verbessern ist, und das Ganze abschreiben lassen, wenn es dem Pater Magister Ávila zugeschickt werden soll, weil sonst jemand meine Schrift erkennen könnte. Ich wünschte sehr, daß der Genannte es zu lesen bekomme; denn mit dieser Absicht habe ich zu schreiben begonnen. Ist er der Ansicht, daß ich auf gutem Wege wandle, so wird mir dies zu großem Troste gereichen. Mir selbst bleibt nichts mehr zu tun übrig. Mögen Euere Gnaden in allem tun, wie Sie es für gut finden; aber bedenken Sie auch, daß Sie jener, die Ihnen ihre Seele so anvertraut, verbunden sind. Ich meinerseits werde Ihre Seele mein ganzes Leben lang unserem Herrn empfehlen. Wollen Sie deshalb, um mir eine Gnade zu erzeigen, nicht zögern, der göttlichen Majestät zu dienen; denn aus dem, was hier geschrieben ist, werden Sie ersehen, wie gut alle Mühe angewendet ist, wenn man wie Sie schon begonnen hat, sich ganz dem hinzugeben, der sich ohne Maß uns schenkt. Er sei gebenedeit in Ewigkeit! Ich hoffe zu seiner Barmherzigkeit, daß wir einander dort sehen werden, wo Sie und ich die großen Erbarmungen, die er uns erwiesen hat, klarer erkennen und ihn in Ewigkeit lobpreisen werden. Amen.
Dieses Buch wurde vollendet im Jahre 1562.
