2. Kap. Die zum Putz dienenden Sachen und Geräte sind diabolischen Ursprungs, wie das Buch Henoch lehrt.
Auch die, durch welche diese Dinge in Aufnahme gekommen sind, wurden verworfen und der Todesstrafe überwiesen, jene Engel, welche vom Himmel zu den Töchtern der Menschen herabsanken, so daß auch diese Schmach noch das Weib traf. Nachdem sie die Welt, welche besser unwissend geblieben wäre, gewisse Stoffe und viele Künste, die besser unbekannt und verborgen geblieben wären, kennen gelehrt hatten - Bergwerke bloßgelegt, Kräfte der Krauter entdeckt, mit den S. 178Wirkungen der Besprechungen bekannt gemacht und jeglichen Vorwitz bis zur Deutung der Gestirne geweckt hatten, - da haben sie im eigentlichen Sinne und gleichsam ganz speziell noch den Weibern die Mittel der weiblichen Prunksucht verschafft, die leuchtenden Steinchen, womit die Halsbänder in so verschiedener Weise geschmückt, die goldenen Spangen, womit die Arme beschwert, die Zusammensetzung der Schminke, womit die Wangen1 gefärbt und endlich auch noch das schwarze Pulver, womit die Grenzlinien über den Augen gezogen werden.
Hinsichtlich des Charakters dieser Dinge kann man sich schon wegen der Beschaffenheit und der Art der Lehrmeister sofort das Urteil erlauben, daß Sünder nicht zur Unschuld, Weibernarren nicht zur Keuschheit, abtrünnige Geister nicht zur Gottesfurcht anleiten und verhelfen konnten, Wenn man hierbei von Lehren reden darf, so konnten schlechte Lehrmeister notwendigerweise auch nur schlechte Lehren geben. Waren es aber Belohnungen für die gewährte Lust, so ist der Lohn für eine schlechte Sache niemals löblich. Warum lag ihnen aber denn so viel daran, so etwas zu lehren und zu gewähren? Hätten denn nicht die Weiber auch ohne diese glänzenden Dinge und ohne künstlichen Schmuck den Männern gefallen können, da sie, ungeputzt, ungeschmückt, um mich so auszudrücken, noch unkultiviert und roh, schon auf Engel Eindruck machten? Oder hätten letztere etwa als lumpige Liebhaber dagestanden, die schimpflicherweise die Gefälligkeiten umsonst begehren, wenn sie den Weibern, die sie zum ehelichen Umgang verlockten, nichts mitbrachten? Aber das läßt sich doch nicht denken. Die Weiber, welche Engel ihr eigen nannten, hätten eigentlich gar nichts weiter begehren können, da sie gut verheiratet waren. Jene dagegen, welche gewiß zuweilen an den Ort dachten, aus dem sie verstoßen waren, und nach dem Himmel zurückverlangten, nachdem die Augenblicke der Lust verflogen waren, die haben jenes Gut des natürlichen, weiblichen S. 179Liebreizes, die Ursache ihres Unglücks, den Frauen derart gelohnt, daß denselben ihr Glück nichts nützte, sondern sie, ihrer Einfalt und Lauterkeit beraubt, zugleich mit jenen Engeln Gegenstand des Mißfallens Gottes wurden. Diese wußten gewiß, daß alle Ruhmsucht, aller Ehrgeiz und das Bestreben, durch das Fleisch zu gefallen, Gott mißfällig sei. Es sind nämlich diejenigen Engel, welche wir richten werden; es sind diejenigen Engel, denen wir bei der Taufe widersagen; es sind die Dinge, um derentwillen sie von Menschen gerichtet zu werden verdienen. Was haben nun ihre Sachen bei ihren Richtern zu tun? Welche Gemeinschaft haben die Verurteilten mit dem Verurteilenden? Ich meine keine bessere, als Christus mit Belial. Mit welcher Zuversicht können wir jenen Richterstuhl besteigen, um Urteile zu fällen über die, von denen wir Geschenke begehren? Denn auch Euch ist für jene Zeit dieselbe Wesenheit mit den Engeln und dasselbe Geschlecht mit den Männern verheißen; es ist Euch dieselbe Würde eines Richters versprochen. Wenn wir uns nicht schon hienieden durch Verurteilung der Dinge, die wir an ihnen verdammen sollen, im Richten geübt haben, so werden sie vielmehr uns richten und verdammen.
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Nach der Konjektur von Fr. Junius und Scaliger: genae, der Text hat lanae. ↩
